Haiku der Woche 41/42 – 29. September und 6. Oktober 2024
Robert Nett sandte mir ein Haiku zu, das er wohl auf der Todesanzeige für den Nürnberger Künstler Harri Schemm fand:
Eine Pflaume fällt
Die Frösche hören jäh
mit dem Quaken auf
Die anonymen Zeilen stehen in der Tradition der vielen Übersetzungen, Parodien und Weiterdichtungen zu Bashōs berühmtem Ur-Haiku (hier in der Übersetzung von Dietrich Krusche):
Der alte Teich
ein Frosch springt hinein
das Geräusch des Wassers
Bashō
Die kürzeste und die längste Übersetzung dieses Klassikers lassen sich hier nachlesen, ein Dutzend Weiterdichtungen finden sich hier, das japanische Original hören kann man hier.
Als Welt-Neuheit hier nun eine Übersetzung von Bashōs berühmtem Gedicht auf klingonisch, erstellt von Daniel Claus Schäfer. „Klingonisch“, lese ich bei Wikipedia, „ist eine konstruierte Sprache, die 1984 von Marc Okrand im Auftrag der Filmgesellschaft Paramount für die Klingonen, eine außerirdische Spezies im Star-Trek-Universum, geschaffen wurde. Fremde Völker in Science-Fiction-Filmen sprachen zumeist ein sinnloses Kauderwelsch, doch die Produzenten von Star Trek wollten eine Sprache mit realistischem Hintergrund verwenden, damit die Verwendung in den verschiedenen Filmen untereinander stimmig ist. Fans der Serie, aber auch Sprachforscher, griffen die Sprache auf und begannen, sie zu lernen und aktiv zu sprechen. Das Klingon Language Institute beschäftigt sich mit der Erhaltung, dem Schutz und der Verbreitung der Sprache. Als Standardwerk und Grundlage der Grammatik gilt das von Okrand verfasste Wörterbuch The Klingon Dictionary.“
Nun gebe ich Daniel Claus Schäfer, einem „seit 25 Jahren klingonisch praktizierender Trekkie“ (Selbstauskunft), das Wort.
Ngeng qan So’
qagh pupmeH Qot ghaH
bIQ wabvam ghoS
Ngeng qan So’ = Der alte Teich
qagh pupmeH Qot ghaH = Ein Frosch springt hinein
bIQ wabvam ghoS = Das Geräusch des Wassers
Etwas klingonischer:
ngeng qan
gagh Quot
blQ wab
Das entspricht wortwörtlich:
ngeng qan = alter Teich
qagh Qot = ein Frosch springt
bbIQ wab = das Geräusch des Wassers
Davon ausgehend der Versuch eines klingonischen Haiku – auf Qo’nos, der Heimatwelt der Klingonen, gibt es schließlich keine Frösche:
Dung muD naQ,
loD qet tlhIngan wIj,
SuS luQoy.
Dung muD naQ = Der Himmel ist still,
qet tlhIngan wIj = Ein Krieger rennt vorbei,
SuS luQoy = Der Wind wird gehört.
Ich selbst bin des Klingonischen nicht mächtig. Deswegen ein besonderer Dank an Daniel Claus Schäfer, der auf unserer Erde als Bass-Bariton am Staatstheater Mannheim arbeitet. Hier einige seine auf deutsch verfassten Haiku.