Kaum ein Haiku der Woche 43 – 27. Oktober 2025
In Dornach, gute zehn Kilometer von Basel entfernt, steht das Goetheanum, das Zentrum verschiedener Bemühungen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, ein Riesengebäude mit einem großen Theatersaal für fast 1000 Zuschauer. Alle paar Jahre gibt es dort Goethes „Faust“, den ersten und zweiten Teil, früher ungekürzt auf eine ganze Woche verteilt, jetzt in einer den modernen Auffassungsmöglichkeiten angepassten Strichfassung. Immerhin dauert der zweite Teil, den ich mir gestern anschaute, immer noch von morgens halb zehn bis abends halb sieben, natürlich mit Pausen nach jedem Akt.
Das Gebäude liegt unmittelbar oberhalb des Spitals Dornach. In der Pause erzählte mir eine ältere Dame, dass vor wenigen Jahren tatsächlich zwei Zuschauer sich während der Aufführung von „Faust II“ in dieses Krankenhaus begeben mussten. Die nächste Aufführung im Großen Saal des Goetheanum nach den – großartigen! – „Faust“-Aufführungen, ist übrigens ein Jodelkonzert.
Hoch über Dornach
Johann Wolfgang von Goethe
in Beton gegossen
Zeitumstellung
Gretchen geht nun später
ins Gefängnis
Wolfgang Volpers


„Faust I“ war (an diesem letzten Oktoberwochenende 2025) fast ausverkauft, „Faust II“ sehr gut besucht. Langer, langer Beifall für die über hundert Beteiligten, die sich nun bis zur nächsten Aufführungsserie im Juli 2026 gedulden müssen.
Die Kürzungen im Text sind nicht unumstritten. Auf der Website des Goetheanum rechtfertigt man sich: „Durch die Kürzung auf 9 Stunden Spielzeit soll das Besondere an Goethes FAUST Gewicht bekommen und der interessierten Allgemeinheit verfügbar gemacht werden. Die Länge des Stücks von üblicherweise 17 Stunden erschwert einen niederschwelligen Zugang für die breite Allgemeinheit.“ Das Wort „niederschwellig“ scheint mir allerdings nicht recht passend für ein Wochenende mit neun Stunden Theater und einem Eintrittspreis von mindestens 400 Euro.
Auch Faust hat seinen Platz in meiner Serie „Sieben Dinge für die einsame Insel“: Hier finden sich „Sieben Highlights aus Faust II“.