Haiku der Woche 8

Für Haiku hat es schon einen Nobelpreis gegeben – jedenfalls hat Tomas Tranströmer, Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 2011, eine Reihe von Haiku geschrieben. Die ersten entstanden schon 1959, als Tranströmer einen Freund in einem Jugendgefängnis besuchte, wo dieser als Psychologe arbeitete.

 

Night – a twelve-wheeler
goes by, making the dreams of
the inmates shiver.


Tomas Tranströmer – übersetzt von Robert Bly

 

Auch später schrieb Tranströmer Haiku – hier ein eindrucksvolles Beispiel (und eine Übersetzung ohne Gewähr):

Och blåeld, blåeld
reser sig ur asfalten
som en tiggare

 

Und Kornblumen, Kornblumen
erheben sich aus dem Asphalt
wie Bettler

Tomas Tranströmer

 

Zwei etwas kuriose Nachbemerkungen:  

1) „Blåeld“ sind keine Kornblumen, wie ich wohl weiß, der korrekte Name für Echium vulgare, „Gewöhnlicher Natternkopf“, eignet sich aber nicht recht für die Übersetzung von Tranströmers Haiku. 

2) Ich wollte mich im Netz über schwedische Haiku informieren und fand die brauchbarsten Informationen auf einer flandrischen (!) Haiku-Seite: Die Geschichte des Haiku in Schweden sei nicht sehr lang, in den letzten zwei Jahrzehnten habe es jedoch einen großen Aufschwung gegeben, mehr Dichter, mehr Veröffentlichungen. Der Trend gehe weg von dem 5-7-5-Silben-Gesetz, während das kigo, das Jahreszeitenwort nach wie vor eine große Rolle spiele.