Im Tal der Bütten

Mit dem Glas in der Hand über dem Gardasee zu sitzen und den Wellen, dem Himmel zuzuschauen – das reicht völlig aus. Wenn man aber einmal Lust hat, etwas anderes zu sehen und zu erleben, empfehle ich das Valle delle Cartiere, von Toscolano auf dem Westufer des Sees in wenigen Gehminuten zu erreichen.

Der Bach Toscolano hat sich in Jahrhunderten einen Weg durch die Felsen gebahnt und den Platz vorbereitet für die Papierfabriken, die sich seit etwa 1300 in dem engen Tal niedergelassen hatten. Außerdem sorgte er für die Energie, die zur Herstellung benötigt wurde. 

Bis zum Talschluss und zurück braucht man etwa eine Stunde, auf der man begleitet wird von kuriosen und rätselhaften Resten der ungeheuren Betriebsamkeit, die hier geherrscht hat und die man ohne die gelegentlichen Stelen mit Erläuterungen nicht vermuten würde. Der Vergleich der heutigen Villa Maffizzoli mit der damaligen (auf dem historischen Photo rot eingekreist) ist verblüffend.

Das Museo della Carte macht Spaß, denn dort versteht man und kann, mit etwas Glück, selber ausprobieren, wie aus den Lumpen das teure Büttenpapier hergestellt wurde. Das Papier – erzählt man dort – der Bibel, aus der Martin Luther übersetzte, stammte aus dem Tal des Toscolano.

Wenn man dann im Valle delle Cartiere einen halben Tag zugebracht hat, kann wieder mit dem Glas in der Hand über dem Gardasee sitzen und den Wellen, dem Himmel zuschauen – das reicht völlig aus.