Haiku der Woche 15
(April 2017)

Neben der Silbenzahl und dem Jahreszeitenwort kigo ist das kireji, das „Schneidewort“, das dritte Merkmal des klassischen Haiku. Das kireji schneidet das Haiku in zwei Teile – und verbindet diese auch wieder. Ein bekanntes kireji ist ya, das z.B. am Ende der ersten Zeile von Bashōs Frosch-Haiku steht (hier nachzulesen). Das ya trennt den still und reglos daliegenden „alten Teich“ von dem Geräusch und der Bewegung des Frosches und verbindet diese beiden Bilder, die der Leser natürlich aufeinander bezieht.

Obwohl kein klassisches Haiku und längst nicht so tiefsinnig und überhaupt nicht berühmt, enthält das folgende melancholische Frühlings-Haiku eine typische deutsche Übersetzung eines kireji – den Gedankenstrich.

Na gut, der Frühling:
Farbe, 
Blüten, Sonne, Licht –
ich b
in der alte.

Wolfgang Volpers