Haiku der Woche 21 – am 19. Mai 2019

Ein japanisches Forscherteam, so lese ich, beschäftigt sich mit einem Computerprogramm, das in absehbarer Zeit in der Lage sein soll, selbstständig Haiku zu verfassen. Issa-kun wird im Wesentlichen mit Werken von Kobayashi Issa gefüttert, aus drei Gründen: Die von Issa hinterlassene Gedichtmenge sei sehr groß, sei leicht verständlich (auch Grundschüler könnten seine Texte verstehen), das Urheberrecht sei bereits erloschen. „Wir haben“, berichtet Kawamura Hidenori, der Leiter des Projekts, „allerdings auch begonnen, moderne Werke in Is­sa-kuns Lerndatei einzuspeisen. Die daraus entstandenen Gedichte wurden von einem zeitgenössischen Dichter selbst im Vergleich mit Issas Werken hoch bewertet.“ Eines Tages, hofft das japanische Team, soll Issa-kun Gedichte kreieren, „die denen von Dichtern in nichts nachstehen“. 

Eine sinnvolle Ergänzung scheint mir die Entwicklung von Software, die die entstandenen Gedichte auch lesen, interpretieren und rezensieren kann, so dass die Maschinen die Sache unter sich abmachen können.

Hier zwei Gedichte eher aus der User-Perspektive.

 

Pflaumenblüte
auf 
dem Computer-Bildschirm
hohe 
Auflösung

 

Die Suchmaschine
findet Tausende Haiku
„P
flaumenblüte“

 

Wolfgang Volpers

 

Das zitierte Interview mit Kawamura Hidenori findet sich online auf www.japandigest.de, in einem Beitrag vom 29. August 2018.