Anmerkungen und Nachweise zu „Musik der Trauer – Musik des Traums“

  • grundiert von fast durchgehend dissonanten Harmonien:  Konsonante Akkorde ergeben sich nur an unbetonten Stellen im ersten und im dritten Takt – „Durchgangskonsonanzen“ gewissermaßen.
  • und nur das neu eingeführte Thema und Elemente der Musik der Trauer verarbeitet:  Markus Kiesel schreibt vorsichtiger, der Abschnitt scheine „einen Durchführungsteil zu ersetzen“, irrt sich aber, wenn er fortfährt, dass das thematische Material der Exposition „eben nicht durchgeführt wird, sondern ein eigenes Thema“ (S. 110). Das Motiv von 2v2 wird diminuiert und sequenziert – also mit typischen Durchführungstechniken behandelt. 
  • Auf einem aparten Akkord:  nämlich, wenn man eis enharmonisch in f einwechselt, dem Tristan-Akkord aus dem zweiten Takt des Vorspiels zu Tristan und Isolde. Freilich ist das Trennende so groß wie das Gemeinsame. Abgesehen von den Unterschieden in Klangraum, Instrumentation und der Paukenstimme: Der Tristan-Akkord ergibt sich „im Vorübergehen“, i.e. aus der Verflechtung chromatischer Linienführung, der Akkord im Violinkonzert bleibt sechs Takte unverändert stehen und wird dann ruckartig durch eine andere Harmonie abgelöst. 
  • Gerhard Heldt bezeichnet Wagners Violinkonzert:   Der Autor untersucht schwerpunktmäßig die Auseinandersetzung von heute meist vergessenen Komponisten mit der Sonatenhauptsatzform. Der knapp zweiseitige Kommentar zu Wagners Konzert ist dabei – in einem eigentlich sorgfältig gearbeiteten Buch überraschend – oberflächlich und fehlerhaft geraten. Neben erstaunlichen Rechtschreibfehlern finden sich grobe sachliche Irrtümer: Heldt korrigiert eine falsche Tonart-Angabe G-Dur (eines Konzertführers) mit dem noch falscheren h-Moll, hält unsinnigerweise die ersten vier Takte für ein fast wörtliches Tristan-Zitat und erklärt, wie erwähnt, den gesamten ersten Satz für eine „Einleitung im langsamen Tempo“. – All das ist nur als Wiederholung eines bekannten Rezeptionsmusters erklärlich: Nachdem Siegfried Wagner als „vollkommenes Abbild seines Vaters Richard“ erkannt ist, rastet die Denkfigur „genialer Vater – trivialer Sohn“ ein, die den Blick auf die Sache selbst, nämlich die Komposition des Sohnes, verstellt. (Heldt, S. 135 ff.)
  • Bouquet de mélodies – Paraphrase de concert:  Titel zweier bei IMSLP aufgefundener Kompositionen von R. P. Cramer und Franz Liszt.