Der Parco Giardino Sigurtà

Unlängst las in einem kuriosen Reiseführer etwas über die „Mündung des Mincio in den Gardasee“. Tatsächlich fließt der Mincio bei Peschiera del Garda aus dem Gardasee heraus und dann weiter südlich Richtung Mantua. Zehn, zwölf Straßenkilometer flussabwärts, in Borghetto, ragen die imposant verfallenen Ruinen eines mittelalterlichen Staudamms aus dem Wasser. 

Borghetto

 

Borghetto ist unbedingt sehenswert, und ein Abendessen in einem der mitten im Fluss gelegenen Restaurants ein Muss. Etwas oberhalb, bei Valeggio, auf einem langgestreckten Hügel über dem Mincio liegt aber der noch viel sehenswertere Parco Giardino Sigurtá, wohl eine der schönsten Parkanlagen Italiens.

Auf Sigurtá.it  kann man sich über die Geschichte des Parks (auch auf Deutsch) informieren, wie auch über alle jahreszeitlich wechselnden Angebote. Ich selbst war das letzte Mal im Juli dort – die Rosen waren verblüht, der Park schien etwas Pause zu machen und war trotzdem von ungeheurer Schönheit. Das kleine Elektrofahrzeug, mit dem ich dort herumfuhr, war nicht eben billig, aber eine gute Möglichkeit, sich in den weitläufigen Anlagen zu bewegen und nichts zu verpassen.

Was gibt es dort nicht alles zu sehen! Das sind (dem sechsten Bild folgend) die Eremitage, das Schlösschen, das Denkmal der Brüderlichkeit, die Durchblicke auf die vielen kleinen Teile und Tümpel, das spektakuläre Labyrinth, der Schildkrötenteich, die Madonnengrotte, die Seerosen, die Rosenallee, die Sonnenuhr, der von Löwen bewachte Kräutergarten… Sogar einen Hundefriedhof gibt es dort, mit Gedenksteinen für die verstorbenen Lieblinge der Besitzer wie zum Beispiel für den 2011 in die ewigen Jagdgründe eingegangenen Dooky. 

Benannt und bezeichnet ist dies alles mit einer in Italien ja nicht seltenen verbalen Großspurigkeit. Ein kleiner Weg mit altem Baumbestand wird zur „Allee der jahrhundertealten Giganten“. Ein am Rande einer schönen Rasenfläche abgelegter Findling wird zum „Stein der Jugend“ und mit folgenden Worten angezeigt: „Die Jugend ist nicht ein Abschnitt des Lebens, sie ist ein Zustand der Seele, der in einer bestimmten Form des Willens besteht, in einer Bereitschaft zur Phantasie, in einer gefühlsmäßigen Kraft, im Überwiegen des Mutes über die Zaghaftigkeit und der Abenteuerlust über die Bequemlichkeit.“ usw. usw.

Aber das macht ja eigentlich nichts, und Carlo Sigurtà, der 1983 verstorbene verdiente Neubegründer des Parks, schaut mit Recht stolz über die von ihm geschaffenen kleinen und großen Wunder.

 

Fotos: Wolfgang Volpers und Walter Volpers