Haiku der Woche 42
Nun ist es wohl doch vorbei. Noch einmal und nur für eine kurze Frist wird es warm, sonnig und licht, noch einmal gibt der Sommer eine Zugabe. Am nächsten Sonntag schon werden wir frieren und in die Dunkelheit schauen. Es ist Zeit, sich auch innerlich bereit zu machen für die Dinge, die da kommen werden. Wie könnte das besser geschehen als mit einem Haiku des Altmeisters (und übrigens Beethoven-Zeitgenossen) Issa, einem seiner berühmten. Als Zugabe meinerseits dann ein kleines Rilku.
An einem Abend im Herbst
ist es nicht leicht,
ein Mensch zu sein.
Issa
Wer jetzt kein Haus hat,
wird sich keines mehr bauen.
Wo wird er wohnen?
nach Rainer Maria Rilke
Das „Rilku“ ist natürlich eine Überformung einiger Zeilen aus Rilkes berühmtem „Herbsttag“ (das dieser schon Mitte September schrieb!):
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.