Haiku der Woche 49 – 8. Dezember 2019

An mehreren Stellen meiner Heimatstadt, oft in der Nähe von Kirchen oder Kindergärten, stehen Bücherschränke aus Holz und Glas, in die man Bücher einstellen kann, die dann jedermann kostenlos zur Verfügung stehen. Viel Ramsch ist dabei; immer wieder sehe ich „Angelique“ – „Angelique und ihre Liebe“ oder „Angelique und die Hoffnung“ oder die „Unbezähmbare Angelique“ …  Insgesamt scheint der Zufluss größer als die Mitnahme. Gestern fand ich neben einem Bücherschrank in der Nähe des Subway-Restaurants zwei Pappkartons, die mitsamt ihrem Inhalt – Reiseliteratur und Johannes Mario Simmel – im sanften Dezemberregen nun allmählich aufweichen.

Hier einige Haiku über Bücher und übers Lesen.

 

2nd hand bookshop
release
the 
smell of time

Dietmar Tauchner

 

Auf dem Büchermarkt
sucht 
sie nur noch
nach 
den Großdrucken.

Marie-José van Uffelen

 

short term library loan
Rome rises and falls
in a week

Duncan Richardson

 

Geduldig warten
Faust und Gretchen hinter Glas
auf ihre Zukunft

Wolfgang Volpers

 

Die ersten beiden Gedichte fand ich in den Nummern 87 und 100 des „Sommergras“, der Vierteljahresschrift der Deutschen Haiku Gesellschaft, das dritte in Nummer 24 des Internetmagazins „Chrysanthemum“. Mein eigener Beitrag ist, ausnahmsweise einmal, ein Haiku in „Satzform“ (Klaus-Dieter Wirth); für diesmal verzichte ich darauf, Getrenntes zu verbinden, so wie es hier (im siebten Kreis) erläutert wird.