Siebenmal Heinrich Schütz für die einsame Insel

Es steht schon an einer anderen Stelle dieser Website: Heinrich Schütz war und ist eines meiner großen Idole, und die doppelchörigen Motetten nach den Psalmen Davids sind Musik für meine einsame Insel. „Wenn es eine Gegenfigur zu Wallenstein, Tilly und Gustav Adolf gibt, dann doch wohl diese: Schütz war der Mentor, die prägende Gestalt der deutschen musischen Kultur im siebzehnten Jahrhundert und ihr Bewahrer über die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges hinweg.“ (Martin Gregor-Dellin)

Das Schütz-Werke-Verzeichnis umfasst über 500 Stücke – ich habe noch keines gehört, das schlecht oder langweilig oder uninteressant gewesen wäre, allenfalls solche, die etwas bescheidener daherkommen. Welche von diesen 500 sollen mit auf die einsame Insel? Die folgende Liste enthält sechsmal ganz großartige Musik (und eine Zugabe); für jedes dieser sechs Stücke ließe sich ein anderes ganz großartiges finden. Aber wer von „Fili mi, Absalon“, von dem düsteren Pomp der vier Posaunen, von den Schmerzensrufen des Königs David, „Mein Sohn, warum konnte ich nicht für dich sterben?“, nicht angerührt ist, braucht auch keine Alternative.

Diese Musik klingt in unterschiedlichen Interpretationen sehr unterschiedlich. Die Nr. 5 der Liste höre ich immer noch gern in einer vollkommen altmodischen, die modernen Standards der Alten Musik wohl nicht erfüllenden Aufnahme der Westfälischen Kantorei unter Wilhelm Ehmann. Nr. 6 gibt es ganz wunderbar vom Monteverdi-Chor unter John Eliot Gardiner. Die Nummern 2 und 7 lege ich hier in eigenen Versuchen vor. Eine Alternative zu Nr. 2 aus den „Psalmen Davids“ findet sich hier.

  1. „Dunque addio, care selve“, aus dem „primo libro de Madrigali“ (dem nie ein zweites folgte), Opus Primus Nr. 15, SWV 15
  2. „Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn?“, Motette aus den „Psalmen Davids“, Opus secundum Nr. 19, SWV 40
  3. „Fili mi, Absalon“, Motette für Bass, vier Posaunen und Continuo aus den „Symphoniae sacrae I“, Opus Sextum Nr. 13, SWV 269
  4. „Lobet den Herren, der zu Zion wohnet“, aus den „Kleinen geistlichen Konzerten I“, Opus Octavum Nr. 12, SWV 293
  5. „O lieber Herre Gott, wecke uns auf“, aus der „Geistlichen Chormusik“, Opus Undecimum Nr. 13, SWV 381
  6. „Saul, Saul, was verfolgst du mich“, aus den „Symphoniae sacrae III“, Opus Duodecimum Nr. 18, SWV 415
  7. „Nichts ist, was wohnt auf Erden“, Hirtenlied aus der Oper „Daphne“, rekonstruiert und ergänzt von mir, also: SWV deest

 

Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn:

 

Nichts ist, was wohnt auf Erden: