„Ein von ungetrübtem Wohlklang getragenes reines Musizieren“?
XII. 
Die „Metamorphosen“ als Trauermusik (Anmerkungen)

  • schreibt der Kritiker des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“: Anonym, siehe Literaturverzeichnis. – „Denn die 23 Solostreicher der ‚Metamorphosen’ geben dem Hörer keinerlei Probleme auf.“ „Das Ganze erscheint dem Hörer als ein wogender, nie abreißender, melodisch durchsättigter Klangstrom.“ – „[…] ist der Musikant eines von überlegener Altersweisheit überglänzten, von ungetrübtem Wohlklang getragenen reinen Musizierens geworden: der spät-klassizistische, der ‚griechische‘ Strauss.“ – Ähnlich unverständlich, weil disparat zu dem, was kompositorisch der Fall ist, Ernst Krause in seinem Strauss-Buch aus den 1970er Jahren, das ja durchaus den Rang eines Standardwerkes hatte: „Wesentlich: nicht Resignation ist das Kennzeichen dieser Musik. Selbst in der Niedergeschlagenheit ist sie Bekenntnis zu den Schönheiten dieser Erde, süße Reife der Vollendung, lebendige Mahnung.“ (Krause, S. 419)
  • Selten hat Strauss so persönlich, so betroffen komponiert: Ähnlich urteilt Bryan Gilliam, ein ausgewiesener Strauss-Kenner: „In einem der seltenen Augenblicke, in denen Strauss etwas von sich selbst preisgab, komponierte er mit den Metamorphosen ein Werk von überzeugender Eindringlichkeit und Tiefe.“ (Gilliam, Magier, S. 197) – Stefan Kohler (siehe Literaturverzeichnis) überschrieb 1986 seinen kurzen Aufsatz über die Metamorphosen schön und treffend: „Von der Fähigkeit zu trauern“.
  • abweichende Interpretationen: so z.B. der Wikipedia-Artikel zu den Metamorphosen.
  • nur in zweiter Hand: nämlich in Willi Schuhs Entgegnung: „Greuelmärchen um Richard Strauss’ ‚Metamorphosen‘“. Schuh setzte wenig später noch einmal nach mit einem „Epilog zu ,Greuelmärchen’“ (siehe Literaturverzeichnis).
  • das Suchen „der Herren Musikgelehrten nach ‚persönlich Erlebtem‘ und ‚Bekenntnißhaften‘: Brief vom 30. Juli 1946, Briefwechsel Strauss-Schuh, S. 99.
  • Der Komponist hat seine Erfahrung beschrieben: zit. nach: Katzenberger, S. 67. – „Nach meiner eigenen Erfahrung, daß bei großen Erregungen, Ärger, eine besonders lebhafte Tätigkeit der künstlerischen Phantasie einsetzt – bei mir nicht, wie oft geglaubt wird, nach sinnlichen Eindrücken, Anschauung von großen Naturschönheiten, feierlichen Stimmungen in poetischer Landschaft“.
  • damit es Bach, Mozart und Wagner hervorbringe: zit. nach: Ender, S. 290.
  • so notierte er im Juli 1945: zit. nach Werbeck, Griechische Antike, S. 23 (Anm. 66 – dort: „Höherpunkt“) 
  • Und Willi Schuh erklärte er: Briefwechsel Strauss – Schuh, Brief vom 20. Mai 1946.