Choralvorspiel „Jesus bleibet meine Freude“

Immer wieder einmal stößt man auf ein Musikstück, das so populär, so von jedermann geliebt ist, dass man im Grunde nichts Neues dazu sagen kann. „Jesus bleibet meine Freude“ ist solch ein Stück. Welcher Kirchenchor hat es noch nicht gesungen? Welcher Klavierschüler hat nicht mit einem Keyboard-Arrangement gekämpft? Wer kennt nicht die Pop-Versionen  – unter dem Titel „Jesus, Joy of Man’s Desiring“ oder auch nur simply „Joy“ -, von denen eine es wochenlang in die nordamerikanischen Charts schaffte?

Bach selbst scheint bewusst gewesen zu sein, was für einen Wurf er hier gelandet hatte. In der Kantate mit dem eindrucksvollen Titel „Herz und Mund und Tat und Leben“ (BWV 147) bringt er das Stück zweimal, ganz unverändert, nur mit anderem Text.

In diesem Original trägt der Chor in einfachen Harmonien den Choral vor,

um den Streicher und Oboen einen endlosen Melodienstrang von universeller Schönheit weben.

(Diese Melodie steht im 9/8-Takt, drei mal drei Achtel also, ein uraltes musikalisches Symbol für die Dreieinigkeit Gottes.) Die zahllosen Arrangements dieses Stückes können jeden Geschmack befriedigen: zuckersüß bei Mantovani&Co, deutlich zurückhaltender und – wie wir hoffen – ausgewogener bei den Bach-Blüten.