Das „Wohltemperierte Klavier“ (BWV 846–893) ist eine Sammlung von Präludien und Fugen für ein Tasteninstrument in zwei Teilen. Den ersten Teil stellte Bach 1722 fertig. Er enthält 24 Doppelwerke (i.e. Präludium und Fuge) in allen Dur- und Moll-Tonarten.
Die Fähigkeit, einfache Metalle in Gold zu verwandeln, bezeichnen wir in der Kunst als genial. Aber was bezeichnet dieses Wort nun aber wirklich? Im Falle des „Wohltemperierten Klaviers“ lässt sich aussprechen, welche besonderen Fähigkeiten gemeint sind. Genial kann der Komponist Bach genannt werden, weil er in einer von seiner Zeit und ihren Geboten vollkommen unabhängigen Position stand und die Einsamkeit ertrug um der Werke willen, ihrer Eigenständigkeit und Gründlichkeit. Der Interpret, der die Verschlingungen der Fugenthemen durchschaut, die Fülle an Arten von Musik durch die richtige Wahl des Tempos und das Treffen des Charakters darstellen kann – auch er kann genial genannt werden. Das „Wohltemperierte Klavier“ kann ihn ein Leben lang festhalten, nicht weil er es immer wieder anders spielen will, Alternativen sucht, sondern weil er sich auf dem verschlungenen Pfad wähnt, der ihn endlich zum Richtigen bringt.
Werner Seitzer ist auf dem richtigen Weg. Zum Entree zu den Bach-Blüten wird er eine Auswahl aus dem Ersten Band des „Wohltemperierten Klaviers“ spielen, nämlich die Präludien und Fugen in
B-Moll, A-Dur, C-Dur, H-Dur.
Das Präludium C-Dur (BWV 846) wird in einer späteren Bach-Blüte als Ave Maria wieder aufgenommen.