Haiku der Woche 12

„Ich blick in die Ferne, ich seh in der Näh…“ Tatsächlich präsentiere ich zur Zeit in wöchentlichem Wechsel Haiku aus verschiedenen europäischen Ländern und Haiku von Dichtern aus meiner Heimatstadt Hildesheim.

Aus Hildesheim kommt auch Günther Ritzel, dessen Haiku sich freilich um eine wesentliche Eigenschaft der Gattung nicht kümmern. „Das Haiku soll konkret sein“, so fasst Dietrich Krusche einige traditionelle Regeln zusammen. Ritzel aber geht es meist ums Allgemeine, und um Erfahrungen und Einsichten, die er in seiner jahrzehntelangen Arbeit als Leiter einer psychiatrischen Klinik gewonnen hat. Hier drei Haiku aus dem Buch „Lebensbegleiter“, das er gemeinsam mit seiner Frau Marion, einer herausragenden Malerin, gestaltet und herausgegeben hat.

 

Ja, das wissen wir.
Dem 
Menschen helfen kann nur
Ein 
anderer Mensch.

 

Mein ganzes Leben
Gehe 
ich den langen Weg,
Der 
zu mir selbst führt.

 

Am Rand des Feldes
Träumt 
einsam der rote Mohn.
Wer 
wird ihn finden?

 

Günther Ritzel