Haiku der Woche 38 – am 15. September 2019
Heute ist Konzert in der hiesigen Basilika St. Godehard. Mein Fahrrad schließe ich vor den Gefängnisgebäuden an, die unmittelbar an den prächtigen Kirchenbau angrenzen – eine Nachbarschaft, die mich immer wieder zu nicht wenigem Nachdenken angeregt hat…
Hier zunächst ein Haiku aus Tomas Tranströmers berühmtem Gedichtzyklus „Aus dem Gefängnis“ aus dem Jahre 1959, dazu zwei weitere, die ebenso berührend von der Langeweile und der Sehnsucht hinter Gittern sprechen.
Sie toben oft
um die Zeit in rascheren
Trab zu scheuchen
Tomas Tranströmer
Selbst hinter Gittern
kann man noch Seifenblasen
blasen
Seitô Hirahata
Runde um Runde
über den Gefängnishof
fliegen Bussarde
Hans-Jürgen Göhrung
Tomas Tranströmers Gedicht entnahm ich dem Band „Das große Rätsel“ aus dem Hanser Verlag (mehr von und zu Tomas Tranströmer hier). Die beiden anderen las ich in den Nummer 124 und 100 des „Sommergras“, der Vierteljahresschrift der Deutschen Haiku Gesellschaft. – Ein eigenes Haiku über die Schranken und Gitter in unseren Köpfen findet sich hier.
Basilika und Gefängnis – am 15. September 2019