Haiku der Woche 40 – 3. Oktober 2021

Sie spielen wieder. Im riesigen Zuschauerraum knapp 200 Personen – die nach der Vorstellung lange und begeistert applaudieren.

 

Così fan tutte –
d
ie alten Liebeswirren
nun auf 
Abstand.


Wolfgang Volpers

 

 

Nach der Zauberflöte
e
ndet die Reise
mit 
einer Mondnacht in Wien


Ono Masayuki

 

Haiku in der oder um die Oper sind selten. Das zweite Gedicht fand ich frei zugänglich in der Ausgabe Nr. 143 von Hallo Haiku, dem Online-Portal der deutschen Haiku Gesellschaft. Dort kommentiert Martin Thomas, ein ausgewiesener Experte: „Reiseeindrücke sind ein häufig gewähltes Sujet im Haiku. Dabei werden in jüngerer Zeit auch immer öfter Erlebnisse aus dem Ausland geschildert. Diese sind sogleich Beleg dafür, dass Traditionalisten nicht unbedingt recht haben, wenn sie auf einer nur in Japan erlebbaren Naturverbundenheit beharren. Schließlich werden sogar Jahreszeitenwörter auf die fremde Umgebung übertragen. In diesem Gedicht ist es die „Nacht, in der man den Mond gut sehen kann“, welche diese Funktion als Jahreszeitenwort für den Herbst erfüllt. Der vom Autor des Gedichts geschilderte Abend in der Oper scheint durch die klare Mondnacht verschönt zu werden und einen gelungenen Abschluss seiner Reise nach Europa zu bilden.“