Haiku der Woche 50 – 13. Dezember 2020

Zu den Haiku der letzten Woche, also den Haiku zum Nikolaustag, gab es viel Zuspruch und Kommentar. Einige Reaktionen lassen sich hier nachlesen. – Auf diesen Seiten war schon einmal vom Verschwinden des Winters die Rede. Schnee kennen wir nur noch von alten Photos. Statt dessen blühen jetzt, Mitte Dezember, in meinem Garten die Rosen. Es ist allerdings feucht und kalt, aber dagegen lässt sich etwas tun… – Hier ein Haibun (ein kurzer Prosatext, der in ein Haiku mündet) von Altmeister Bashō und ein eigener Versuch.

 

Jûzô aus Omari nennt sich Etsujin, denn er stammt vom Landstrich Etsu. Um Hirsereis und Brennholz zu verdienen, versteckt er sich mitten in der Stadt. Zwei Tage arbeitet er angestrengt und gibt sich dann zwei Tage der Muße hin. Danach arbeitet er wieder drei Tage, um sich drei Tage wieder vergnügt auszuruhen. Von Natur aus ist er dem Reiswein zugetan; vom Rausch in angenehme Stimmung versetzt, rezitiert er Gedichte. Das ist mein Freund.

Der Schnee, den wir einst
z
u zweit gesehen haben –
f
iel er auch dieses Jahr?

Bashō

 

Es ist kühl und kahl.
Dort vorn, im Schaufenster, glänzt
ein kleiner Schlitten.

Wolfgang Volpers

 

Bashōs Gedicht entnahm ich dem wunderbaren Buch „Matsuo Bashō – Haibun“, herausgegeben von Ekkehard May, in der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung Mainz erschienen. – Meinem „Versuch“ ging ein Vor-Versuch voraus:
Ein weißer Schlitten
schmückt das Schaufenster – draußen
die kahle Kühle.

Hier noch die erwähnten Rosen, in einem nur wenige Tage alten Photo: