Kaum ein Haiku der Woche 8 – 20. Februar 2022
Drei regnerische und stürmische Tage in Binz und Sellin, auf der Insel Rügen. Als Mitbringsel hier ein Insel-Umriss und ein Haibun.
Insel-Umriss
Regen
Regen Regen
Regen Rügen Regen
Regen Regen
Regen
Rügen-Haibun
Im Dunkeln und im Regen hasten wir die Waggons entlang. Der Rasende Roland ist eine von Rügens Touristenattraktionen, aber dieser hier lässt uns nicht hinein. Die Wagen im Inneren hell erleuchtet, niemand zu sehen, die Türen verschlossen. Wir rufen, rütteln an den Klinken und schlagen mit der flachen Hand an die Scheiben. Die allerletzte Tür öffnet sich, ein freundlicher Mann bittet uns hinein. Er fährt schon seit Stunden mit seinem kleinen Sohn hin und her. Jetzt, im letzten Zug des Tages, sind wir zu viert, mit vier Fahrgästen und vier Wagen geht es von Sellin nach Binz.
Man kommt ins Gespräch. Überrascht stellen der freundliche Mann und ich fest, dass wir beide Bratsche spielen und vor einigen Jahren in Bayreuth dieselbe Vorstellung des „Parsifal“ gesehen haben. Noch im Aussteigen entdecken wir Gemeinsamkeiten, dann muss er seinem kleinen Sohn hinterherlaufen, der dringend den Lokführer sprechen will.
Warten auf dem Bahnsteig.
Der Zug fährt ein, doch die Türen
bleiben verschlossen.
Wolfgang Volpers
Auf der Webpräsenz der Rügenschen BäderBahn heißt es: „Der Rasende Roland ist eine dampflokbetriebene Schmalspureisenbahn, die seit 1895 mit gemütlichen 30 km/h Höchstgeschwindigkeit über die Insel Rügen fährt und die bekannten Seebäder miteinander verbindet.“ – Wiki meint, das Haibun sei „eine knappe, von subjektiven Eindrücken durchzogene Skizze, in der meist gen Ende ein Haiku eingebettet ist, das pointierenden Charakter besitzt, wodurch die Beschreibung lebendig und unterhaltsam wird“. – Zwei eindrucksvolle Eisenbahn-Haiku finden sich hier.
Noch am Tag der Veröffentlichung dieses Beitrags traf dieser lyrische Kommentar A. Bondarenkos bei mir ein:
Glück ist wie ein Zug.
In der Finsternis scheinen die Fenster.
Nur wer lässt uns hinein?
Und hier ein Kommentar von D. Stehr:
Vielen Dank für diesen ganz und gar herrlichen Beitrag, der mich am genau richtigen Bahnhof abgeholt hat!