Haiku der Woche 7 – 13. Februar 2022

Das Jammern über unseren norddeutschen Nicht-Winter hilft ja nicht, es hilft vielleicht, sich in fremde Weltgegenden und ferne Zeiten fortzuträumen. Ich nehme noch einmal Bashōs Oku no hosomichi in die Hand. Haiku-Urvater Bashō wanderte 1689 fünf Monate lang von Edo aus in den Norden der japanischen Hauptinsel und zurück. Ein Ergebnis war Auf schmalen Pfaden ins Hinterland, das letzte seiner fünf Reisetagebücher. Immer wieder münden Bashōs Beschreibungen und Betrachtungen in Haiku, aus denen ich zwei (sehr duftige) ausgewählt habe.

 

Dankbar genießt man hier
d
en Wind: er weht seinen Duft
ü
ber den Schnee.

 

Köstlicher Reisährenduft.
U
nsere Schritte zerteilen ihn – und
d
ort leuchtet das Meer.

 

Matsuo Bashō (1644 – 1694) 

 

 

Bashōs Auf schmalen Pfaden ins Hinterland zitiere ich (ganz leicht abgeändert) nach der unfassbar sorgfältigen Ausgabe von Géza Siegfried Domrady, 1985 in der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung in Mainz erschienen. – Altmeister Bashō ist häufiger Gast der Haiku der Woche. Sein berühmtestes Gedicht findet sich, mit vielen Nachahmungen und Parodien, hier, sein Gedicht vom Sommergras in zehn verschiedenen Übersetzungen hier.