Sieben Bratschenkonzerte für die einsame Insel – eine Ergänzung

Die Liste „Sieben Bratschenkonzerte für die einsame Insel“ – hier zu finden – muss vielleicht revidiert, jedenfalls wunderbar ergänzt werden. Albert Schelb, Sohn des Komponisten Josef Schelb, macht mich auf das Bratschenkonzert seines Vaters aufmerksam: „Sie haben eines der besten Bratschenkonzerte aus dem 20. Jahrhundert vergessen. Es ist das 2. Bratschenkonzert meines Vaters aus dem Jahr 1956. Es gibt für mich gar keinen Zweifel, daß es eines der reizvollsten Konzerte für das Instrument ist, allerdings nur mit Streichorchesterbegleitung. – Sie werden sich vielleicht wundern über mein vollmundiges Sohnes-Urteil über dieses Bratschenkonzert. Ich bin durchaus nicht unkritisch und bei anderen Werken meines Vaters keineswegs immer so sicher, ich weiß, er ist oft etwas zu kompliziert und zu ernst. Aber bei diesem Stück, das ich erst mit 80 bewußt verinnerlicht und nach dem ich in letzter Zeit geradezu eine Sucht entwickelt habe, bin ich mir wirklich sicher, daß es ein Juwel ist und verdient hätte, mindestens so viel gespielt zu werden wie das Baßklarinettenkonzert, das bekannteste Werk meines Vaters, das auf der ganzen Welt musiziert wird. Es hat schöne, bratschentypische Themen, ist teils tänzerisch, teils humorvoll, im langamen Satz voll glutvoller Wärme, hat klare Gliederungen, kein Satz ist schwächer als der andere, am  Ende des ersten Satzes kann der Solist in der großen Kadenz ausgiebig Virtuosität zeigen.“

Hier kann man sich das Werk in einer schönen Aufnahme (der man ihr Alter von 60 Jahren kaum anmerkt) anhören; es spielen Albert Dietrich (1908 – 1979) und das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim unter Friedrich Tilegant. Und hier  ist die Partitur des ganzen Stückes. Jenseits  der absolut musikalischen Qualitäten – dieses Konzert von 1956 lässt das „Musikantische“, das in der Musik der Fünfzigerjahre oft begegnet, weit hinter sich – staune ich über die perfekte Behandlung des Soloparts. (Ein Beispiel ist das letzte Presto nach Ziffer 7: Die Bratsche mischt sich wunderbar mit dem begleitenden Orchester, wird nie überdeckt, klingt sehr eindrucksvoll, virtuos und brillant – und ist obendrein sehr gut spielbar.)

Herzlichen Dank an Albert Schelb, der Aufnahme und Partitur zur Verfügung stellte. Einen Einblick in das kompositorische Schaffen Josef Schelbs erhält man auf www.josef-schelb.de.