Sieben Bratschenkonzerte für die einsame Insel

Von den sieben hier aufgelisteten Konzerten für Bratsche und Orchester sind nur vier wirkliche „Konzerte für Bratsche und Orchester“, und von diesen vieren ist eines eine Fälschung. Das Angebot für mein Instrument ist längst nicht so üppig wie bei Konzerten für Klavier, Geige und auch Cello. Von daher musste Mozarts Sinfonia concertante (für Geige und Bratsche) in die Liste aufgenommen werden – auch wenn dies hinreißende Stück (für Wolfgang Hildesheimer „ein strahlendes Zeugnis musikalischer Selbstbefreiung“) eine Liste ganz für sich allein beanspruchen könnte. Berlioz’ „Harold“ ist eine Sinfonie, Kanchelis Komposition entzieht sich jeder Gattungseinordnung und nennt sich „Liturgie“.

Das TWV enthält 3495 Werke: Um so erstaunlicher ist die Erfahrung bei jeder Begegnung mit irgendeiner unbekannten Telemann-Komposition, dass kaum eines dieser vielen Stücke richtig schlecht/langweilig/uninteressant ist. Das Bratschenkonzert jedenfalls ist absolut inspiriert und hinreißende Musik.

Das berühmte Bratschenkonzert von Johann Christian Bach stammt aus der Feder von Henri Casadesus (1879 – 1947). Mein Klavierauszug bemerkt: „Als Ergebnis stilistischer Vergleiche konstatierte Walter Lebermann 1967, das Violinkonzert weise ‚nicht die geringste Beziehung zum galanten Instrumentalstil‘ Johann Christian Bachs auf.“ Aber Casadesus, der auch Operetten und Filmmusik (und Konzerte von „Händel“ und „Mozart“) komponierte, hat gute Arbeit geleistet…

Mehrfach bin ich auf die berühmten Konzerte von Hoffmeister und Stamitz aufmerksam gemacht worden, mit denen sich alle Bratscher, die etwas auf sich halten, plagen. Auch ich beschäftige mich mit Hoffmeister, aber auf meiner Insel will ich ihn nicht haben. – Mein Freund Thorsten Köpke, ein professioneller Bratscher von hohen Graden, empfiehlt zwei Werke von Max Bruch: „Wie wäre es, die wunderbare ‚Romanze‘ für Bratsche und Orchester mitzunehmen? Auch ein herrliches kleines Stück! Oder wie wäre es mit dem Doppelkonzert für Klarinette und Viola (wahlweise auch für Violine und Viola)?“ Beide Stücke sind 1911 entstanden, Bruch war 73 Jahre alt. Die Romanze ist sicher das inspiriertere Stück, das Doppelkonzert wirkt auf mich etwas blass und fade.

Mit diesen Einschränkungen und Vorbemerkungen nun also:

  1. Georg Philipp Telemann, Violakonzert G-Dur TWV 51:G9 (wahrscheinlich um 1720)
  2. Wolfgang Amadeus Mozart, Sinfonia concertante Es-Dur KV 364 (320d) (1779)
  3. Henri Casadesus, Violakonzert c-Moll im Stil von Johann Christian Bach (1947)
  4. Hector Berlioz, Sinfonie „Harold in Italien“ op. 16 (1834)
  5. Paul Hindemith, Violakonzert „Der Schwanendreher“ (1935 und 1936) – alternativ: „Trauermusik“ für Viola und Streichorchester
  6. Belá Bartók, Violakonzert Sz. 120 BB 128 (1949)
  7. Giya Kancheli, „Vom Winde beweint“, Liturgie für Orchester mit Bratschensolo (1989)

Eine bedeutsame Ergänzung dieser Liste findet sich hier.

 

G.P. aus Graz ist „zufällig über die Seite mit sieben Bratschenkonzerten für die einsame Insel gestolpert“ und schreibt:
„Kennen Sie die wunderbaren Bratschenkonzerte von Iván Eröd (op.30) und Herbert Blendinger (op.38)? Von Eröd gibt es auch eine “Konzertante Fantasie” mit Streichorchester, von Blendinger ein Concertino.“