Haiku der Woche 29 – 18. Juli 2021
Seerosen und Kormoranfischerei – zwei traditionelle kigo für den Sommer. (Was ist ein kigo? Hier steht’s, im achten Kreis.) Ein vielleicht etwas süßliches Gedicht über ein Schwanenpaar, ein etwas bitteres über die Arbeit der Kormorane.
Das Schwanenpaar
weiß nichts von dem Wunder der
Seerosenblüte.
Wolfgang Volpers
Morgendämmerung –
in ihren Körben schlafen
müde Kormorane.
Masaoka Shiki
Wiki: „Die Kormoranfischerei ist der traditionelle Fang von Fischen mit Hilfe von zahmen Kormoranen. Diese Fischfangmethode wird in geringem Umfang noch in China, Japan, Korea und teilweise in Indien und Südostasien praktiziert. Die Vögel tauchen nach Fischen, was ihrer normalen Lebensweise entspricht. Durch Ringe oder Schnüre am Hals kurz über dem Rumpf werden sie am Verschlucken größerer Beute gehindert, die sie ihrem Besitzer überlassen müssen. – Die Kormoranfischerei ermöglicht den sich aus religiösen Gründen überwiegend vegetarisch ernährenden Hindus und Buddhisten, sich von Fisch zu ernähren, da diese nicht von Menschen, sondern durch Tiere getötet werden…“
Dazu noch ein Haiku von Kobayashi Issa, in der Übersetzung des „HaikuGuy“ David G. Lanoue:
The cormorants stare
at them hard…
cormorant fishermen
Das Haiku findet sich auf Mr Lanoue’s Issa gewidmeter Webpräsenz. – Die englische Version des Gedichts von Shiki, die ich hier übertragen habe, stammt von R. H. Blyth:
Morning twilight;
In their basket, the cormorants
Asleep, exhausted.
Ich fand das Gedicht in Gabi Greves World Kigo Database, im Abschnitt ukai 鵜飼 (うかい) cormorant fishing. – Ein weiteres Gedicht von Shiki, mit Wildgänsen diesmal, findet sich hier.
And now to something completely different – um Schwanengesänge geht es hier.