Haiku der Woche 37

Wiki nennt uns die traditionellen japanischen Jahreszeiten.
Frühjahr: 4. Februar bis 5. Mai
Sommer: 6. Mai bis 7. August
Herbst: 8. August bis 6. November
Winter: 7. November bis 3. Februar

Wir haben also schon Herbst. Die Luft ist besonders klar. Die Zeit für das Mondbetrachten, für tsukimi, rückt heran. Wer es sich leisten kann, fährt mit dem Boot auf den See, um die Reflexe des Mondlichts auf dem Wasser zu beobachten. „In unzähligen Gedichten wird die Sorge um das Wetter zu diesem herbeigesehnten Zeitpunkt thematisiert, aber auch die Unruhe und die Befürchtung wegen heraufziehender Wolken während der langen Stunden der Mondschau.“

Hier zwei dieser unzähligen Gedichte. Das eine stammt von einem anonymen Zeitgenossen, das andere von Altmeister Bashō. (Das berühmteste Haiku von Bashō wird hier vorgestellt, sein bestes hier.)

 

Ach, ist er eitel,
der 
Mond, spiegelt er sich doch
schon
 wieder im Teich

Anonymus

 

Wolken von Zeit zu Zeit
gönnen
 den Menschen Rast
beim 
Mondbetrachten.

Bashō

 

Das Zitat und die Bashō-Übersetzung stammen von Ekkehard May, dem Herausgeber von „Matsuo Bashō – Haibun“, in der Dieterich’schen Verlagsbuchhandlung erschienen. Das anonyme Haiku habe ich auf der Webpräsenz „Haiku-Kurzgedichte.de“ gefunden.