Sieben Streichquartette für die einsame Insel (2)

Die erste Liste mit Streichquartetten für die Insel enthält meine Favoriten unter den populären Stücken des Genres – hier zu finden. Dies ist nun eine zweite Liste, mit entlegeneren Dingen, zwei, drei Geheimtipps mögen dabei sein.

Keineswegs ein Geheimtipp ist natürlich der Hinweis auf Mozarts Divertimento in D-Dur, im Original für Streichquartett. Ich habe es nun schon wirklich oft gespielt, die Freude bleibt immer so groß wie beim ersten Mal – jedes Mal setzt man das Instrument mit einem Lächeln ab.

Der Physiker Carlo Rovelli gibt in seinem Erfolgsbuch „Sette breve lezioni di fisica“, durchaus zu, dass es für die späten Beethoven-Quartette ein bisschen Mühe und Anstrengung braucht: „Der Lohn dafür aber ist reine Schönheit, und neue Augen, um die Welt zu betrachten.“ Ich selbst muss mich als Banause outen – ich habe zu dieser Musik noch keinen rechten Zugang gefunden. Auf meine Insel nehme ich aber Partitur, Bratschenstimme und eine Aufnahme von op. 131 mit, auf dass mir ein Erweckungserlebnis zuteil werde.

Brahms’ Ophelia-Lieder, fünf ganz kurze Stücke, sind von Aribert Reimann für Gesang und Streichquartett bearbeitet worden. In diesem Fall hat sich Reimann ganz nah an das Original gehalten und auf Musik von Reimann verzichtet. Das Ergebnis ist großartige Musik, die leider nach kaum fünf Minuten schon vorbei ist.

Sergej Rachmaninoff hat zwei unvollendete Streichquartette, mit jeweils nur zwei Sätzen, hinterlassen. Die Romanze aus dem ersten Quartett ist Wunschkonzert-Musik, geschrieben von einem gerade Siebzehnjährigen.

Humperdincks Streichquartett von 1920 (!) ist wunderschöne Musik, inspiriert und perfekt gearbeitet, und erhält diesen Ehrenplatz keineswegs wegen der acht Takte, die die Bratsche zu Beginn des zweiten Satzes ganz allein spielen darf…

Partituren und Aufführungsmaterial meiner eigenen „Sieben Tweets für Streichquartett und Schlagzeug“ finden sich hier.

 

  1. Wolfgang Amadeus Mozart, Divertimento D-Dur KV 136 (1772)
  2. Ludwig van Beethoven, Streichquartett Nr. 14 cis-Moll op. 131 (1826)
  3. Johannes Brahms, Fünf Ophelia-Lieder WoO 22 (1873) in der Bearbeitung von Aribert Reimann (1997)
  4. Sergej Rachmaninoff, Streichquartett Nr. 1 (1890)
  5. Ernst Humperdinck, Streichquartett C-Dur (1920)
  6. Dimitri Schostakowitsch, Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73 (1946)
  7. Wolfgang Volpers, Sieben Tweets für Streichquartett und Schlagzeug (2017)