Siebenmal Josquin für die einsame Insel

Sein 500. Todestag am 27. August 2021 ging vorüber, ohne dass ich es bemerkt habe – und doch ist Josquin Desprez eine der Riesengestalten der abendländischen Musikgeschichte. Ich hätte damals kaum mehr zu sagen gewusst, als dass er die berühmte Chanson Mille regretz und die Messe Hercules Dux Ferrariae komponiert habe, und hätte allenfalls noch das berühmte Zitat Martin Luthers, jedenfalls im Ungefähren, anführen können: „Josquin ist der noten meister, die habens machen müssen, wie er wollt; die anderen Sangmeister müssens machen, wie es die noten haben wöllen.“

Seitdem sind einige Monate vergangen. Ich habe mich etwas mit der Welt Josquins beschäftigt, bin dort zwar immer noch nicht zu Hause, kann mich aber orientieren. Vor allem aber habe ich schöne Musik kennen gelernt und bin immer neugieriger auf diesen Wundermann geworden. Hier sind die sieben Werke, die ich mitnehmen würde, wenn ich mich heute, im Januar 2022, auf meine einsame Insel zurückziehen müsste.

  1. Motettenchanson Nymphes des bois
  2. Motette Tu solus qui facis mirabilia
  3. Motette Ave Maria, Virgo Serena
  4. Agnus Dei III aus der Missa Hercules Dux Ferrariae
  5. Gloria aus der Missa Pange Lingua
  6. Chanson Mille regretz
  7. Chanson Incessament livré suis à martire

Aber es bleibt nicht bei einer bloßen Packliste – die folgenden kurzen Werkporträts sollen einen möglicherweise interessierten Novizen neugierig machen. Dabei verwende ich Begriffe wie „a-Moll“ oder „Akkord“, die aus musikgeschichtlicher Perspektive ja so gar nicht zu dieser Musik passen, ohne schlechtes Gewissen. Am Ende jedes der sieben kurzen Porträts gebe ich eine Hörempfehlung, um den möglicherweise interessierten Novizen vor Irritationen und Enttäuschungen zu bewahren. (Es handelt sich um Aufnahmen, die aktuell, im Januar 2022, auf YouTube erreichbar sind.) – Zu Nachweisen und einigen wenigen Anmerkungen führt der Link ganz unten. Wer neugierig geworden ist, mag vielleicht mit meinem Beitrag „Josquin für Anfänger – Die Missa Pange Lingua“ fortfahren, hier zu finden.

 

 

Motettenchanson Nymphes de bois – La Déploration de Johannes Ockeghem

Auf YouTube lassen sich einige Dutzend Interpretationen dieser anrührenden Musik finden – nicht nur von Vokalensembles, es gibt auch eine Version für fünf Celli, für fünf E-Gitarren, für fünf Hörner, einmal spielt und singt – o je! – das „Ensemble Corona“, einmal ist das Stück Bestandteil einer Playlist von „popular christmas songs“.

Dies Letzte wenigstens ist Unsinn. 1497 war der Komponist Johannes Ockeghem gestorben und der Dichter Jehan Molinet hatte eine Elegie auf ihn verfasst: „Nymphes des bois, deesses des fontaines, Chantres expers de toutes nations, Changes vos voix fors claires et haultaines En cris trenchans et lamentations“ usw. Auf deutsch etwa:

Ihr Nymphen des Waldes, Ihr Göttinnen der Quellen,
Ihr grossen Sänger aller Nationen,
Lasst statt eurer hellen, schönen Stimmen
Durchdringende Schreie und Klagen ertönen.
Denn Atropos, die schreckliche Herrscherin,
Hat euren Ockeghem in ihrer Falle gefangen,
Den wahren Schatzmeister der Musik, ein Meisterwerk,
Gelehrt, elegant von Statur, nicht klein und gedrungen.
Es ist ein grosses Unglück, dass ihn nun Erde deckt.
Legt eure Trauerkleider an,
Josquin, Piersson, Brumel, Compère,
Und weint viele Tränen:
Ihr habt euren lieben Vater verloren.

Josquin kombiniert diese Totenklage mit den Worten der Totenmesse: Requiem aeternam dona eis Domine et lux perpetua luceat eis.

Josquins Hommage an seinen Lehrer oder Mentor (jedenfalls sein großes Vorbild) setzt mit ihrem gemessenen Tempo und ihren dunklen Farben diese Texte wunderbar um. Bei den Worten „dass ihn nun Erde deckt“ sinken die Stimmen herab und verharren auf einem tiefen Akkord. Dann werden Ockeghems Kollegen und Nachfahren aufgefordert, ihre Trauerkleider anzulegen, der cantus firmus aus der Totenmesse schweigt für 16 Takte, bis sich ganz zum Schluss alle Stimmen in der Bitte vereinigen: Möge er in Frieden ruhen. Amen. Amen.

Hörenswert ist unbedingt die gemessene, feierliche Version des Hilliard Ensemble unter Paul Hillier, hier zu finden.

 

 

Motette Tu solus qui facis mirabilia

Noch vier Brüder des altehrwürdigen Cantorianer-Ordens leben im Kloster Auersberg in Brandenburg: Arbo, Benno, Tassilo und ihr Abt Stephan. „Wir glauben“, sagt Arbo, dass der Heilige Geist Klang ist und dass wir im Gesang bei Gott sind.“ Aber das Leben bei Gott ist schwierig geworden, es fehlt an Geld, das Kloster ist baufällig, selbst das Seil zerreißt, als der Abt zum Morgengebet läuten will. Tassilo muss noch die entlaufene Ziege Hildegard einfangen, dann aber können sie anfangen zu singen. Und sie singen himmlisch: „Tu solus qui facis mirabilia, tu solus creator qui creasti nos…“

Natürlich ist der Cantorianerorden, dessen Geschichte der Film Vaya con Dios aus dem Jahr 2002 auf lustige und bewegende Weise erzählt, fiktiv, und die vier Schauspieler Daniel Brühl, Michael Gwisdek, Matthias Brenner und Traugott Buhre singen nicht selbst, tun aber ganz wunderbar so als ob – hier anzusehen und anzuhören. Der Soundtrack zu Beginn und dann wieder am Ende des Films ist die Motette Tu solus qui facis mirabilia von Josquin Desprez – eine ganz besondere Motette des Meisters, weil sie auf Polyphonie fast vollständig verzichtet, vielmehr auf den Wohlklang der Harmonien und eine schlichte Melodie setzt:

Tu solus qui facis mirabilia,
Tu solus Creator, qui creasti nos,
Tu solus Redemptor, qui redemisti nos
Sanguine tuo pretiosissimo.
Ad 
te solum confugimus,
In te solum confidimus,
Nec alium adoramus,
Jesu Christe.
Ad te preces effundimus,
E
xaudi quod supplicamus,
Et concede quod petimus,
Rex benigne.
D’ung aultre amer,
Nobis esset fallacia:
D’ung aultre amer,
Magna esset stultitia
Et peccatum.
Audi nostra suspiria,
Reple nos tua gratia,
O rex regum
Ut ad tua servitia
Sistamus cum laetitia
In aeternum.

Arbo, Benno, Tassilo und Stephan trauen dem Zuschauer die fünf Minuten des vollständigen Stücks nicht zu und singen eine stark gekürzte Fassung. Für das ganze Stück empfehle ich die Version des Ensembles Alamire unter David Skinner – hier.

 

 

Motette Ave Maria, Virgo Serena

Diese Musik erschließt sich auch dem Nicht-Fachmann und dem Nicht-Kenner unmittelbar:

Für dieses Stück mache ich es mir, ganz ausnahmsweise, leicht, und gebe demjenigen das Wort, von dem ich diesen Insel-Tipp bekommen habe: Für das Magazin des New Yorker Magazin schrieb Alex Ross (dessen Buch The Rest is Noise hier schon auf der Packliste für die einsame Insel steht) anlässlich des Josquin-Gedenkjahres eine ausführliche Würdigung des Komponisten, die mit eben dieser Motette einsetzt:

Im Jahr 1502 veröffentlichte der venezianische Drucker Ottaviano Petrucci, der Pionier der Musikdrucks mit beweglichen Drucktypen, einen Band mit geistlichen Motetten, mit Josquins vierstimmiger Vertonung von ‚Ave Maria – Virgo serena‘ als erster Nummer. Das Stück muss einen besonderen Zauber ausgeübt haben, und der Anfang zeigt warum. Die höchste Stimme, der superius, singt eine anmutige aufsteigende und wieder fallende Phrase:  G C C D E C. Alle tieferen Stimmen greifen dieses Motiv auf. Wenn es im Bass angekommen ist, setzt der superius wieder ein, mit einem hohen C, und bildet so eine Säule von Oktaven. Eine zweite Phrase entfaltet sich auf ganz ähnliche Weise, dann eine dritte, wobei die Stimmen so gestaffelt werden, dass immer nur zwei sich gleichzeitig bewegen. Schließlich ändert sich dieses Schema, das Gewebe wird dichter, und die absteigende Ordnung der Stimmen wird umgekehrt. Nach etwa einer Minute vereinigen sich die vier Stimmen in einem leuchtenden C-Dur-Klang. Diese gesamte Eröffnung vermittelt das Gefühl von Breite und Tiefe, als ob nacheinander Lampen in einem dunklen Gewölbe angezündet werden. Musik wird ein Raum, in dem man staunend umherwandern kann.

Die Version des Ensembles Stile antico (hier) ist herausragend gut. Auf YouTube gibt es außerdem eine Version mit einer „graphischen Partitur“.

 

 

Agnus Dei III aus der Missa Hercules Dux Ferrariae

Die Komponisten der Renaissance konnten sich die Tatsache zunutze machen, dass die Tonsilben ut, re, mi, fa, sol  alle fünf Vokale enthielten und so in der Lage waren, Worte und Texte dem Klang der Vokale nach abzubilden. Mit Hilfe dieses Tricks gewann Josquin die folgende Melodie:

Der „Hercules Dux Ferrariae“ war Ercole I. d’Este, Herzog von Ferrara, Modena und Reggio, ein offenbar musikinteressierter Mann, der sich den berühmten Josquin einiges kosten ließ. 

Im September 1502 schreibt ein Höfling, der nach Sängern für die Hofkapelle hatte suchen sollen, an den Herzog: „Ich muss Euer Gnaden mitteilen, dass Heinrich Isaac eine Motette über ‚La mi la sol la sol la mi‘ geschrieben hat; diese ist sehr gut, und er schrieb sie in zwei Tagen. Daraus kann man nur schließen, dass er sehr schnell in der Kunst der Komposition ist; im übrigen ist er gutartig und umgänglich. Mir scheint er gut geeignet, Euer Gnaden zu dienen, besser als Josquin, weil er zu seinen Musikern von liebenswürdigerem Wesen ist und öfter neue Werke komponieren will. Dass Josquin besser komponiert, ist richtig, aber er komponiert, wenn er es will und nicht, wenn man es von ihm erwartet, und er verlangt 200 Dukaten als Lohn, während Isaac für 120 kommen will.“ Ercole I. entscheidet sich gegen diese Empfehlung und für den schwierigeren, teuereren, aber besseren Josquin – der auch kommt, einige Zeit in Ferrara bleibt und dort etwa 1504 für seinen Dienstherrn die Missa Hercules Dux Ferrariae schreibt. (Josquin gibt die glänzende Stellung nach einem Jahr wieder auf und flieht vor der Pest.)

Die acht Noten des Hercules macht Josquin zum cantus firmus seiner Messe, sie ziehen sich als Gerüst durch die gesamte Komposition, meist in der Originalgestalt, mitunter transponiert oder in umgekehrter Reihenfolge (gewissermaßen Ercole d’Este von hinten betrachtet). Wohl vierzigmal oder öfter erklingt dieser erhabene cantus firmus in allen fünf Messesätzen, hier, zu Beginn der Messe, zunächst in der Oberstimme, dann im Tenor:

Wie Blumenranken umgeben die anderen drei Stimmen diese in langen Pfundsnoten daherkommende Melodie. Sie fallen sich gegenseitig ins Wort, übernehmen die Ideen der anderen, schließen sich mal mit der einen, mal mit der anderen Stimme zusammen. Der cantus firmus schweigt immer wieder einmal und lässt so Raum für neue Ideen.

Der letzte Satz der Messkomposition ist in aller Regel das Agnus Dei, das die Komponisten dreimal bringen müssen: 
A
gnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, miserere nobis.
Agnus Dei, qui tollis peccata mundi, dona nobis pacem.

Als zweites Agnus schreibt Josquin einen (trotz eines schönen liedhaften Einfalls zu Beginn etwas spröden) dreistimmigen Satz. Dann aber, im dritten Agnus, reißt er die Himmel auf, schreibt jetzt für sechs Stimmen, die sich manchmal als Ober- und Unterchor, jedenfalls immer unterschiedlich und allenfalls fünfstimmig zusammenschließen. Der cantus firmus ist zunächst durchgehend präsent, Josquin umgibt ihn mit wunderbar erfundenen Motiven, wie zum Beispiel das qui tollis peccata mundi:

Kurz vor Schluss lässt Josquin seinen cantus firmus für acht Takte pausieren, wie um Atem zu holen für den allerletzten Einsatz auf die Worte dona nobis pacem. In den allerletzten Takten verlangsamt sich die Bewegung, zum ersten Mal kommen alle sechs Stimmen zusammen in der Bitte um Frieden, eindringlich, prächtig und demütig zugleich.

Empfehlenswert ist die festliche Aufnahme der Maitrise Notre Dame de Paris, unterstützt von den Bläsern der  Saqueboutiers de Tolouse und dem Ensemble Labrynthes unter der Leitung von Bernard Fabre-Garrus: hier.

 

 

Gloria aus der Missa Pange lingua

Die Missa Pange lingua ist das Werk eines etwa 65-Jährigen, jedenfalls ein Spätwerk des Meisters. Die Freiheit des Alters – Josquin lebte in angenehmsten Verhältnissen in einem Ort seiner Wahl, in Condé-sur-l’Escaut (heute in Nordfrankreich, an der Grenze zu Belgien) – ließ ihn neue Wege einschlagen. Es gibt keinen cantus firmus mehr wie in der „Hercules“-Messe, es gibt eine Hymnen-Melodie, die aber weniger als Gerüst, mehr als Quelle der Inspiration dient:

Markant und sofort ins Ohr fallend ist, dass der Beginn des Hymnus (die ersten vier Töne mit der phrygischen Wechselnote), zu Beginn jedes Messensatzes aufgegriffen und einbezogen wird, auch des Gloria:

Mit den nächsten Tönen des Hymnus geht Josquin schon sehr viel freier um, und die abschließende Tonfolge g-a-h-c in der Oberstimme auf hominibus kommt im titelgebenden Hymnus überhaupt nicht nicht vor – in Josquins Messe jedoch sehr wohl und sehr häufig. Josquin findet mit Hilfe des Hymnus, und erfindet auch ohne dessen Hilfe, viele kleine Motive, die in den vier gleichberechtigten Stimmen, die sich mal als Duett, mal zu dreien, an den Schlüssen immer im Tutti zusammentun, hin und her springen:

All dies geschieht ohne Pedanterie, sondern mit gelassener Freiheit. Diese Musik spricht auch moderne Ohren unmittelbar an und hat etwas Mitreißendes, einen C-Dur-Schwung, der einem Gloria ja doch ganz gut ansteht.

Das müssen die Sänger allerdings mitmachen und einlösen. Sehr viele Interpretationen nähern sich dieser Musik mit Musik und Bedacht, als hätten sie Angst, das Allerheiligste zu betreten. Kultiviert, aber nicht allzu zurückhaltend musiziert – hier – der Choir of Clare College Cambridge  unter der Leitung von Graham Ross.

Eine ausführliche Würdigung der Missa Pange lingua findet sich hier.

 

 

 

 

Chanson Mille regretz

Das Chanson wurde von Jacques Brel und Gilbert Becaud, von Juliette Greco und Édith Piaf gesungen. Die Chanson ist eine Gattung des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, in der sich Dufay und Binchois, später Ockeghem und Josquin Desprez hervortaten. Die Themen sind freilich oft genug dieselben: die Liebe in allen ihren, vorzugsweise den desaströsen Erscheinungsformen, die unerwiderte, unerreichbare, gescheiterte, verlorengegangene Liebe. 

Eine chanson triste ist auch Mille regretz, wahrscheinlich um 1500 wahrscheinlich von Josquin komponiert und bald überall in Europa gesungen und gespielt. Weil Karl V. sich das Lied so oft vorsingen ließ, wurde es zu La Cancion del Emperador. Immer wieder  haben die Komponisten diese Chanson aufgegriffen und bearbeitet, mal Variationen für Vihuela, mal eine Messe daraus gemacht. Eine Version als melancholische Pavane für Laute findet sich hier.

Mille regretz ist eine von Josquins schlichteren Kompositionen, eine Art aufgelockerte Homophonie: Die Stimmen schließen sich meist zu dritt, im Schlussabschnitt zu viert zusammen. Immer wieder setzt die Melodie mit drei Noten auf gleicher Tonstufe ein, immer wieder sinkt sie resigniert von dort herab. In den letzten Takten beißt sich die Musik auf den beiden Akkorden a-Moll und e-Moll fest, als ob der Sänger den Gedanken an die, die ihm bald so fern sein wird, nicht loslassen kann.

Tausend Mal bedaure ich dich zu verlassen,
Den Anblick deines lieben Antlitz zu verlieren.
In mir ist Trauer, sind so große Schmerzensqualen,
Und meine Tage hier auf Erden sind nun wohl gezählt.

Viele hervorragende Ensembles haben diese Chanson im Repertoire – zum Beispiel die Profeti della Quinta oder die King’s Singers oder das Pulse Ensemble oder …

 

 

Chanson Incessament livré suis à martire

Noch eine chanson triste: Ich bin meinem Martyrium ausgeliefert, trübe Gedanken beherrschen mich, meine Schmerzen wachsen immer mehr, und sie, die mir helfen könnte, will das nicht. Meine Qualen sind schlimmer als die aller anderen. 

Immer und immer wieder, geradezu incessament,  fallen die Töne des a-Moll- oder d-Moll-Dreiklangs melancholisch herab, bevor die Musik weitergeht:

Josquins Ohrwurm-Melodie erklingt mit regelmäßigen Pausen, wie um den anderen Stimmen den Raum für ihr Echo zu geben:

Die fünf Stimmen sind gleichberechtigt, das Stück ist konsequent imitatorisch. Die zugrundeliegende Melodie ist schlicht und schön, die Gesamtstruktur allerdings durchaus komplex, im Grunde ähnlich wie in den Motetten, die Josquin zur selben Zeit schrieb.

Aber man kann ja diese Musik auch hören, ohne sich dieses komplexe kompositorische Gewebe bewusst zu machen. Die Version der Sex Chordae Consort of Viols Susan Rode Morris – hier zu finden – umgibt den Sologesang mit vier Gamben, deren herbstgoldener Klang dieser Musik ganz herrlich gerecht wird.

 

 

Anmerkungen und Nachweise 

 

 

Leserkommentar von R. Knirsch

Vielen Dank für diesen Josquin-Beitrag!!!
Diese wunderbare Musik höre ich mit großen Genuss, aber ich höre sie selten. Denn auch ich bin in dieser Welt nicht zuhause. Vom Hilliard-Ensemble habe ich sogar CDs. Nicht zu vergessen die Aufnahmen mit Jan Gabarek. Als die damals herauskamen, musste ich sie mir kaufen, so beeindruckt war ich.
In den letzten Jahren meines aktiven Musikerdaseins habe ich immer weniger Musik gehört, schließlich gar keine mehr. Zuviel Orchester, Muggen…. Statt dessen habe ich mich nach Stille gesehnt und die seltenen Momente genossen, wenn es wirklich mal still war.
Die Assoziation 4’33“ [gemeint ist das Stück von John Cage] ist sofort da.
Jetzt, da ich nicht mehr aktiv bin, beginne ich langsam wieder, zu hören.
Die Ausführungen zu Josquin habe ich mit Interesse gelesen – und ebenso die Musik gehört. Da ist eine Tür aufgestoßen, die lange schon zu war. Zu lange. Danke!