Galgenberg – das ideale Klassenmusical

In meiner Heimatstadt gibt es einen „Galgenberg“, heute ein schönes Wohnviertel, früher die Hinrichtungsstätte vor den Toren der Stadt. Der gemauerte Untergrund des Galgens heißt der Rabenstein, weil Raben sich dort, verständlicherweise, gern aufhielten. An dieser unheimlichen Stätte lässt Christian Morgenstern seinen gleichnamigen Gedichtzyklus „Galgenberg“ spielen und den Raben Ralf, das Nasobem, die Möwe Emma und viele andere auftreten.

Die Galgenlieder sind nicht nur (aber auch) Entertainment. Sie drehen an den Schrauben, die die Welt im Innersten zusammenhält, und ermöglichen dadurch, scheinbar Vertrautes im neuen, im vielleicht eigentlichen Licht zu sehen. Wie singen die Galgenbrüder und Galgenschwestern doch gleich? „Wirst das Leben besser kennen, wenn du uns verstehen lernst.“

Es ist spielerisch leicht, ein revueartiges Musical oder vielmehr einen „Szenischen Liederabend“ „Galgenberg“ auf die Bühne zu bringen, z.B. mit einer Schulklasse: Ein paar schwarze – gern kaputte und nicht passende – Kleidungsstücke finden sich fast überall, ein Vater (oder eine Mutter), der (oder die) einen Galgen zusammenbauen kann, auch, und eine kleine Spielstätte erst recht. Hier z.B. die Hildesheimer Rathaushalle, in der wir ein kleines, aber interessant geformtes Podium errichteten:

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Nun braucht man nur noch den Gedichtband „Galgenberg“ in einer beliebigen der zwanzig auf dem Markt erhältlichen Ausgaben. Man erfindet eine kleine Rahmenhandlung (die Galgenbrüder und Galgenschwestern treffen sich zum Fest am Rabenstein o.ä.), wählt aus den hier vorliegenden Songs und Textvorlagen einige aus, komponiert oder improvisiert ein paar andere dazu und lässt der Phantasie freien Lauf. Im Bedarfsfall berate ich gern…

Zum Finale der 13. meiner 21 „Galgenberg“-Aufführungen haben wir für den Moment, in dem das Mondschaf stirbt und sich die Sonne blutrot färbt, hinter der Glaswand der Rathaushalle ein paar rote Bengalos gezündet – sehr eindrucksvoll:

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Zum Auslöser für meine kompositorische Beschäftigung mit Morgenstern wurde ein Stück des Hannoveraner Musiklehrers Friedrich Wilhelm Netzel, dem zum „Nasobem“ nicht mehr und vor allem nicht weniger einfiel als eine zwölftaktige Blues-Melodie, die einfach „sitzt“ und die nach einmaligem Hören sich unauflöslich mit dem Text verbindet. Dieser geniale Einfall findet sich im folgenden wie auch einige meiner eigenen Beiträge; manche liegen als knappes Leadsheet, andere (beispielhaft) in ausgearbeitetem Stadium vor. Interessante Arrangements sind auf jeder spieltechnischen Ebene möglich, auch die Tonbeispiele demonstrieren verschiedene Niveaus.

 

Drei mal sieben Noten

Bundeslied der Galgenbrüder

Das große Lalula

Das Knie

Das Mondschaf

Das Nasobem

Der Lattenzaun

Der Mond

Der Rabe Ralf

Die Beichte des Wurms

Die Fingur

Die Mitternachtsmaus

Die steinerne Familie

Galgenberg

Galgenkindes Wiegenlied

Geiß und Schleiche

Gruselett

Geburtslied

Mondendinge

Möwenlied

Rehleins Nachtgebet

Sophie das Henkersmädel

 

Sieben mal Musik

Bundeslied der Galgenbrüder – Das Knie – Das Wasser – Der Mond – Die Beichte des Wurms – Gruselett – Ukas

 

 

Drei mal Text

Das internationale Mondschaf

Der Werwolf

Ukas